“Schweiz haben” ist ein Privileg

 
 
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Egzon aus dem Kosovo fördert Frieden und zusammenhalt in der Schweiz

Seit ein paar Monaten arbeite ich mit Egzon zusammen. Egzon ist im Kosovo aufgewachsen und lebt nun seit einigen Jahren in derselben Stadt wie ich. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Was mich an seinem Leben fasziniert, ist, wie er mit dem «Privileg Schweiz» umgeht. Jede Begegnung mit ihm hat mir gezeigt, welche Wertschätzung und Dankbarkeit er seiner neuen Heimat entgegenbringt. Und dabei ist es nicht geblieben. Sehr bald hat er sich beruflich für andere Migranten eingesetzt. Einerseits erklärt er Menschen, die noch weniger lange hier sind, worauf es in der neuen Kultur ankommt und welch ein Vorrecht es ist, hier leben zu dürfen. Andererseits - und das ist das Beeindruckende – zeigt er jedem Menschen in seinen Kursen das Potenzial, das in jedem einzelnen liegt. Er weist seine «fremden» Freunde darauf hin, dass sie Talente und Kompetenzen mitbringen und dass sie diese auch in der Schweiz einsetzen können. Er ermutigt sie, dieses Potenzial voll auszuschöpfen und so der neuen Heimat auch etwas zurückzugeben. All diese Motivation gründet bei Egzon in seinem christlichen Glauben, den er in der Schweiz entdeckt und liebgewonnen hat. Gottes Sicht auf den Menschen mit seinen Talenten prägt seinen Umgang mit Migranten. Schliesslich war es auch diese Perspektive für sein Leben, die Egzon verändert hat.


Jugendliche zeigen uns Möglichkeiten für eine nachhaltige Klimapolitik

Mir sind viele kritische Stimmen begegnet. “Wieso wird teilweise während der Schulzeit fürs Klima gestreikt?” “Sind diese Jugendlichen überhaupt glaubwürdig, wenn sie unreflektiert technische Geräte und Energie konsumieren?” “Die anerkennen ja gar nicht, was wir in den letzten Jahrzehnten bereits getan haben.” Ich kann mit der meisten geäusserten Kritik nicht viel anfangen. Ich denke nämlich, die Klimaschutz-Bewegung tut uns allen gut. Und viele Kritiker sind vielleicht einfach zu bequem, sich wirklich zu verändern.

Auch ich meine, eine Demo fürs Klima ist viel glaubwürdiger, wenn sie in der Freizeit geschieht; dies war in der Schweiz übrigens bald der Fall. Aber es war vielleicht gerade nötig, dass der Start von einer Person an einem Schultag ausging. Wer weiss, ob die Bewegung sonst diese Aufmerksamkeit erhalten hätte. Und bezüglich Glaubwürdigkeit finde ich wichtig, dass Jugendlichen auch die Möglichkeit zur Entwicklung zugestanden wird. Ein Teenager mag sich noch kaum mit diesen Themen auseinandergesetzt haben und plötzlich nehmen ihn Kolleginnen mit an eine Demo.

Erst dort beginnt teilweise ein Nachdenken über das Thema insgesamt. Die Diskussionen im Unterricht werden plötzlich intensiver und leidenschaftlicher. In solchen Prozessen beginnt man sich auch selber zu hinterfragen – Jugendliche vielleicht noch eher als Erwachsene. Es werden neue Fragen gestellt: Wie ist mein Reiseverhalten? Wie heizen meine Eltern eigentlich daheim? Woher kommt mein Smartphone? Sollten wir unsere Abschlussreise im Flugzeug überdenken?

Gestehen wir Jugendlichen die Zeit für solche Prozesse zu! Und lassen wir uns vor allem selbst herausfordern! Hinterfragen wir unseren Lebensstil! Es tut uns Älteren gut, wenn wir von Menschen hinterfragt werden, die noch 40 oder 60 Jahre länger auf diesem Globus leben werden als wir. Wir erkennen dann wahrscheinlich die Dringlichkeit der Veränderungen eher und setzen uns vehementer für echte Nachhaltigkeit ein.

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Naemi startet Kindergärten in Guinea für mehr Globale Gerechtigkeit

Im Jahr 2018 hatte ich die Gelegenheit Guinea zu besuchen. Dabei lernte ich Naemi kennen. Sie schreibt: “Ich weiss nicht genau wieso, aber fast seit ich denken kann, bin ich von zwei Dingen fasziniert: Afrika und Kindergarten. So erstaunt es wahrscheinlich nicht, dass ich zwischen mehreren Kurzeinsätzen in Afrika die Ausbildung zur Kindergärtnerin absolvierte. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung in der Schweiz und einem Jahr Bibelschule landete ich schliesslich in Guinea, wo ich mit meinem Job im Kindergartenprojekt sozusagen «dä Füüfer und s’Weggli» habe.”

Ursprünglich dachte sie, nach ihrer Ankunft in Guinea würde sie eine zweite Kindergartenklasse in der Stadt eröffnen und eine zweite einheimische Person ausbilden. Inzwischen gibt es in der Stadt bereits drei Klassen und zwei Dorfkindergarten in der Umgebung. Ein Kindergarten in einem dritten Dorf ist in Planung. Eine eindrückliche Entwicklung für die junge Kindergärtnerin.

Naemi hätte nie gedacht, dass sie als «kleines Schweizer Mädchen» einmal in afrikanische Buschdörfer reisen würde, um mit ehrwürdigen Dorfältesten zu verhandeln und mitzuerleben, wie Kindergärten aus dem «Nichts» entstehen. So stehen heute neben der Moschee und der Koranschule Kindergartenhütten, wo die Kinder einen Grundstein für ihre weitere schulische und berufliche Zukunft legen können und Geschichten von Gott hören, der sie liebt.

Für mich ist Naemi eine Hoffnungsträgerin, die ihre Privilegien - empfangen in der Schweiz - mit Menschen in Afrika teilt und viele Kindern eine Perspektive für ihr Leben gibt.