Aus dem iranischen Gefängnis ans #WEF - Meine Begegnungen und Beobachtungen

Gleich am Eröffnungsabend des World Economic Forum (WEF) hatte ich zwei Begegnungen, die gegensätzlicher kaum sein konnten. Zuerst treffe ich auf den ehemaligen CEO von J.P. Morgan (Asset Management), Christopher Willcox, und lerne in 20 Minuten einiges über den globalen Finanzmarkt und wie ein britischer Fachmann aus New York die CS Krise einschätzt. Und einige Minuten später kann ich mich eine Stunde mit dem iranischen Journalisten Taghi Rahmani unterhalten. Er ist verheiratet mit der Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi, die aktuell in Iran im Gefängnis ist. Er selber gilt als jener Journalist im Iran, der am längsten im Gefängnis verbracht hat (über 13 Jahre). Rahmani sprach an verschiedenen Events am WEF: https://www.weforum.org/events/world-economic-forum-annual-meeting-2024/sessions/women-s-rights-in-iran/ Heute lebt er in Paris und hat seine Frau über 11 Jahre nicht mehr gesehen. Ich hoffe, ihn bald ins Bundeshaus nach Bern einladen zu können.

Am Dienstag habe ich mir dann ein volles Programm zusammengestellt sowohl im Kongresszentrum (Viola Amherd, Ursula von der Leyen, Volodymyr Zelenskyy usw.) als auch im “House of Switzerland” und an weiteren Anlässen rund ums WEF (Side-Events zu KI, Humanitärer Hilfe und Israel/ Gaza). Schliesslich habe ich vor dem Swiss Dinner mit den Gastgebern des WEF noch einen Abstecher in die lokale Heilsarmee gemacht, wo ich das Offiziersehepaar sowie den Präsidenten der lokalen Arbeitsgemeinschaft der Kirchen zu einem Apéro getroffen habe. Nächstes Jahr wollen wir auch wieder einen so genannten Side Event anbieten.

Am Mittwoch habe ich Anlässe zu Meinungsäusserungsfreiheit, Vertrauen in Regierungen und zum Krieg in der Ukraine besucht. Ebenfalls eindrücklich war die Rede von Antonio Guterres, dem Generalsekretär der UNO. Nach einem kurzen Abstecher bei der ETH ging ich zum Nachtessen an den Anlass für Lateinamerika und war beindruckt von der messerscharfen Analyse des Politologen Ian Bremmer.

Mir ist aufgefallen wie die so genannten “Public Figures” (350 waren dort) ganz unterschiedlich unterwegs waren. Während sich einige nicht ohne ihre fünf Bodygards bewegten, waren andere ganz alleine in den Gängen des Kongresszentrums unterwegs. Und immer wenn vor einem Nebenraum zwölf Kameras und etliche Mikrofone warteten, wusste man, dort drinnen findet gerade ein Briefing mit einer der herausragenden Persönlichkeiten statt. Insgesamt fand ich es ein Privileg das Ganze einmal von innen zu erleben: Ein Fazit: Heute bietet das WEF neben Wirtschafts- und Politgrössen auch vielen Persönlichkeiten aus NGOs für Menschenrechte und soziales Engagement eine Plattform. Ich kann mir vorstellen, dass ich wieder einmal dabei sein werde. Und übrigens, auch die Heimreise im Zug bot mir Gelegenheit für zwei spannende Begegnungen…

Marc Jost